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„Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe

Seit Wochen versuche ich nun, eine Rezension zu „Die Möglichkeit von Glück“ von Anne Rabe zu schreiben, die dem Buch einigermaßen gerecht wird. Ich schaffe es nicht. Ich schreibe, ich lösche, fange wieder von vorne an nur um letztlich doch wieder alles zu löschen. Aber mich gar nicht zu diesem wunderbaren Buch äußern? Nein, auch keine Option. Nun also ein letzter Versuch, der vielleicht vermittelt, wie sehr mir diese Geschichte rund um die Ich-Erzählerin Stine am Herzen liegt.

Stine, die ihre Kindheit rückblickend erzählt, hat sich mittlerweile von ihren Eltern entfernt und pflegt nur noch den Kontakt zu ihrem älteren Bruder. Wir erfahren wie es ist, im Osten eines wiedervereinigten Deutschlands aufzuwachsen, erleben eine Kindheit, die zu viele Spuren hinterlässt und werfen einen Blick auf die Gefühlswelt einer erwachsenen Frau, die inzwischen selbst Mutter ist und bei ihren eigenen Kindern unbedingt alles besser machen möchte.

Als Stines Opa Paul verstirbt, ist es für sie sowas wie ein Startschuss, der sie schon fast dazu nötigt, sich mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Geschichte lesen durfte.

„Die Möglichkeit von Glück“ war und ist eines der wichtigsten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und hat sich gleich aus mehreren Gründen einen Platz in meinen all time favorites gesichert. Zum einen kann Anne Rabe ganz wunderbar Geschichten erzählen und zum anderen hat sie sich einem Thema gewidmet, das uns alle angeht: Die aktuellen Geschehnisse im Osten.

„Die Möglichkeit von Glück“ ist auch das Glück der Leser:innen die Chance zu bekommen, hinzusehen und zu verstehen, warum die Menschen, die in Ostdeutschland tief verwurzelt sind, das Leben aus einem anderen Blickwinkel sehen und sich andere Strukturen wünschen. Denn auch wenn die Mauer schon lange nicht mehr steht, so hat sie in den Bedürfnissen vieler Menschen noch einen festen Platz, auch wenn diese sich an die Mauer vielleicht gar nicht mehr erinnern können.

Der Mensch ist eben nicht nur die Summe dessen, was er selbst erlebt. Auch das Erlebte von Eltern und Großeltern spielt eine große Rolle. Wir können einander nur verstehen, wenn jeder von uns die Chance bekommt, die eigene Geschichte aufzuarbeiten. Wenn wir uns mit unseren Strukturen sowohl im Hinblick auf die Familie, als auch im Hinblick auf die Geschichte auseinandersetzen. Wenn wir aktiv hinterfragen und nicht alles als gegeben hinnehmen.

„Die Möglichkeit von Glück“ ist seit langem mal wieder ein Buch, welches ich immer wieder in die Hand nehme um darin zu lesen. Eine Geschichte, die Spuren hinterlassen hat, auch in Bezug auf meine eigenen Wurzeln, und ein Buch von dem ich mir wünsche, dass es gelesen, hinterfragt und weitergegeben wird.

Danke Anne Rabe!

mehr zum Buch:

Anne Rabe, Die Möglichkeit von Glück

Klett-Cotta

14. Auflage, erschienen am: 18.03.2023, 384 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag

ISBN: 978-3-608-98463-7

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